(Weltsport) Jedes Jahr fluten in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr die obligatorischen Rückblicke über uns hinweg. Denn immer wenn die Tage kürzer und die Kalender dünner werden, reisen die kompetenten Nachrichtenmacher und -verursacher in den Urlaub und lassen uns mit Platitüden wie "Gesegnetes Neues Jahr!" oder "Frohe Weihnachten" sowie unfähigen Volontären am Laptop zurück. Anders bei Uns: Hier sitzen das ganze Jahr über Unfähige an den Tasten. Somit möchten wir eine rückwärtsgewandte Vorschau auf die nächsten zwölf Monate wagen. Im Mittelpunkt stehen zwei Themen: Stadien und Fußball.
In Portugal zum Beispiel - genauer gesagt in Lissabon - muß man sich mit dem Gute-Nachricht-Schlechte-Nachricht-Schema auseinandersetzen. Die Gute: Im neu errichteten Stadion "Jose Alvalade" werden zu Erstliga-Partien rund 600 Sitzplätze kostenlos angeboten. Die Schlechte: Man muß blind oder wenigstens stark sehbehindert sein, um von diesem generösen Angebot Gebrauch machen zu können. Und bevor jemand auf falsche Gedanken kommt: Nein, es handelt sich hier nicht um die Schiedsrichter-Beobachter-Loge.
Die Erklärung ist ebenso einfach wie abstrus: Die Sitze befinden sich hinter der Anzeigetafel. Während Sporting Lissabon einen Planungsfehler abstreitet, freut sich der Blindenverband. Doch der Schildbürgerei nicht genug mahnt der nationale Behindertensportverband den Verein an. "Das Angebot grenzt Blinde aus und ist ein klarer Verstoß gegen die Menschenwürde", heißt es in einem offenen Brief. Im Hinblick auf die EURO 2004 scheint also der Ärger vorprogrammiert, denn wer bezahlt schon einen Sitzplatz mit wenig berauschendem Blick auf die stete Monotonie des technischen Wunderwerks Anzeigetafel?
Davon ist man im heimischen Leipzig noch weit entfernt. Hier wird noch in guter alter Tradition geschludert, trägt doch der FC Sacshen mit Beginn der Rückrunde seine Heimspiele im Zentralstadion aus. Nicht das es von Bedeutung wäre, dass die Fans ihre geliebte Heimspielstätte gegen ein überdimensioniertes Waschbecken voller Anonymität tauschen müssen.
Oder dass niedrigpreisige Stehplätze, die diesen Namen auch verdienen, zur Verfügung stünden.
Oder dass sich hinter der Betreibergesellschaft kein anderer als Michael Kölmel, der Sauron des Neuen Marktes, steht, der in Vergangenheit und Gegenwart durch dubioses Finanzgebaren aufgefallen war.
Nein, der Knackpunkt ist ein anderer. Zwar haben Präsidium und Vorstand bei ihrer Wahl für mehr Transparenz und Toleranz gestanden, doch ist davon nichts mehr übrig. Zumindest eine Sicherheit haben die Fans: Sollte jemals eine Aussage der Geschäftsstelle in die Öffentlichkeit getragen werden, kann man davon ausgehen, dass, wenn überhaupt, nur das Gegenteil der Hälfte wahr ist, welche am meisten dementiert wird. Und das nur an geraden Wochentagen bei schönem Wetter.
Fazit: Unfähigkeit verbindet. Doch während in Portugal die Blinden kostenlos ins Stadion dürfen, hat man sie hier im Vorstand. Und das ganz umsonst.
Weiterführende Links:
-> Stadionguide.com
-> HP von Sporting Lissabon