(Fanliga) "Chance [schangße] die; -; -n: günstige Gelegenheit, Aussicht" - so definert der kleine Fremdwörterduden das, was die Paparazzis am Donnerstag gegen "Die Weitreisenden" ausserhalb ihrer Möglichkeiten sahen. Als Ziel wurde eine passable Vorstellung mit weniger als 10 Gegentoren angepeilt. Brutaler Leistungsdruck, ich weiß. Aber was soll man machen, wenn man mit einer Notelf antritt. So suchte sich jeder sein eigenes Mittel gegen eventuell aufkommenden Streß:

- Scouser erlaubten wir ab dem sechsten Gegentor das grimmige Dreinschauen und ab dem zehnten das Meckern. Danach stellten wir eine Kurkostenabrechnung für seine Krankenkasse auf; wer solch ruhige Abende verlebt, soll gefälligst auch zahlen.

- Jörg schlich wie ein Weltuntergangsprediger durch den AKS. Eigentlich fehlte hierzu noch das obligatorische "Das Ende ist nah!"-Schild, doch dieses wurde durch seine - vorsichtig ausgedrückt - defensive Körperhaltung kompensiert.

- Fachi fragte sich wahrscheinlich die ganze Zeit, warum er gekommen war um die Kreativabteilung der rumpelfüßigsten Truppe seit der deutschen Nationalmannschaft zu besetzen. Doch mit zidanistischen Vorbereitungen machte er sich selber die Anwesenheit erträglich.

- Ronny freute sich über etwas Bewegung. Die meiste Energie investierte er in die inofizielle "Berti Vogts play-alike"-Meisterschaft, definierte den Begriff "Terrier" neu und kam während der Spielzeit seinen Gegnern näher als deren Frauen es sich zu träumen wagen.

- Bernd freute sich, das ist nichts neues. Bernd freut sich immer, denn nach dem Spiel ist vor dem Bier. Selbst der Einwurf "Du musst heute durchspielen!" entlockte ihm gerade mal ein "Hm. Nagut. Hihihi." Merkwürdigerweise kam der Eindruck auf, dass Bernds Gegenspieler sehr müde waren: Warum sonst lagen sie die ganze Zeit vor ihm auf dem Boden?

- Hansi (aka Ich) hatte die erste und die letzte Chance des Spiels. Die erste semmelte wembley-verdächtig unter die Querlatte - und zwar die eigene! Diese verunglückte Abwehraktion weckte den eigenen Hüter und zeigte Entschlossenheit. Die letzte war ein Solo über den halben Platz um drei Gegenspieler herum und genauso ergebnislos wie die erste. Aber Hauptsache volles Haar!

- Eisbär bewarb sich um den Ehrenoscar der Jury. Als er erfuhr, dass keine Wechselspieler zur Verfügung stehen, gab er den spontan Erblassenden ("Echt? Ach du meine Güte!"). Nach zehn Spielminuten bewies er rotgesichtig seine Befähigung zum Characktermimen ("Ischgannnischmer!" - aramäisch für "Grundgütiger, was für ein Leistungsanspruch und das in meiner Verfassung! Ich glaube dem nicht mehr standhalten zu können und wäre froh, das Spiel jetzt beenden zu können!"). Nach der Pause erzielte man mal eben einen kleinen Hattrick und zeigte, dass er auch als eiskalter Vollstrecker eine gute Figur macht ("Hasta la vista, Baby!"). Also meine Stimme hat er...

3:0 also. Fragt uns nicht wie, aber wir haben es gewonnen. "Die Weitreisenden" hatten weitaus mehr vom Spiel, waren ballsicherer und kombinierten besser, als wir es je können werden. Auch waren sie angenehm zu spielen, keine Fouls oder Unfairnis wie andere Truppenteile, die sich noch damit brüsten, dass es der Schiri ja nicht gesehen hat. Aber die Tore haben wir gemacht. Fußball kann so ungerecht sein. Juhu!