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Die Geschichte des FC Sachsen Leipzig

1950 - 1963: Der Meister wird gestürzt

 

Zeitsprung ins Jahr:

1899-1950

1950-1963

1963-1970

1970-1985

1985-1990

1990-1995

1995-2001

 

1950/51: Das erste Meisterjahr

Und wieder eine Umbenennung: Wirtschaftspolitisch begründete Umstände sorgten dafür, dass die ZSG Industrie Leipzig in die Patenschaft der "Lacke und Farben" überging, einem chemisch orientierten Kombinat (Damals erhielten die Sportvereine die Bezeichnungen ihrer Trägerbetriebe). So gründete man am 16.08.1950 die "Betriebssportgruppe Chemie Leipzig". Ein weiterer Grund war, dass man das Zentralsportmodell vergangener Jahre für überholt befand. Im Pokal tritt man zwar noch als ZSG an, doch in der Meisterschaft dominiert man als BSG Chemie.

Aus dieser Zeit stammt auch einer der Ausrufe, die den Kultstatus um Chemie später festigen sollten. Beim Heimspiel gegen Turbine Erfurt stehen 32 000 Zuschauer vor den Kassen, fest entschlossen in den Sportpark zu drängen. Der Stadionsprecher rief daraufhin: "Bitte rücken sie noch etwas enger zusammen es begehren noch Tausende Einlaß!" Ironie des Schicksals: Dieses Spiel sollte die erste Heimniederlage der BSG Chemie werden.

So kam es nach einer langen und anstrengenden Saison zum Gleichstand zweier Mannschaften - Chemie Leipzig und Turbine Erfurt. Ein Entscheidungsspiel in Chemnitz mußte also die Entscheidung bringen. 220 000 Kartenvorbestellungen lagen vor und 60 000 Besucher, davon 20 000 aus Leutzsch, bestaunten den 2:0 Sieg der Leipziger. Auch die Resonanz der Zuschauer stieg an, denn 22 690 Fans kamen im Schnitt zu den Spielen und Chemie war die stärkste Auswärtsmannschaft der Saison.

 

Die Meistermannschaft von 1951
Günter
Busch
Rudi
Krause
Gerhard
Helbig
Horst
Scherbaum
Walter
Rose
Rolf
Sommer
Werner
Eilitz
Werner
Brembach
Rolf
Grupe
Gerhard
Polland
Georg
Zenker
Heinz
Fröhlich
Werner
Klaus
Werner
Steuer
Rudolf
Hecker
Heinz
Pönert
Günther
Riechers
Gerhard
Auerbach
Fritz
Gödecke
Heinz
Schmer
Kott Vetterke
Trainer: Fritz Kraus/Hans Höfer/Rolf Kukowitsch

1951/52: Internationales Flair

Nach dem Jahr des Triumphes kam die Zeit der Beweise. Begann die Saison noch standesgemäß mit einer Erfolgsserie, fiel man schnell der eigenen Überalterung zum Opfer. Trainer Höfer musterte aus und ließ die Jungen ran. Das brach ihm aber das Genick, denn gestandene Größen wie Rose und Krause ließen sich nicht einfach so abschieben. So kam mit Otto Westphal ein neuer Trainer zum Zug, der mit taktischen Finessen die Leutzscher zur Spitze zurückführen sollte. Zur Titelverteidigung kam es allerdings nicht, man belegte aber immerhin einen guten 3. Platz und Rudi Krause wurde Torschützenkönig mit 27 Treffern.

Viel aufsehenerregender waren die internationalen Begegnungen des Meisters. Vor der Saison traf man schon auf den Florisdorfer AC Wien (1:2) sowie den HSV (2:2) und jetzt ging man sogar auf Weltreise. Chemie war das erste deutsche Team, das in Albanien gastierte! Zwar verlor man alle drei Spiele gegen hart agierende Gastgeber, doch sorgte man mit ausschweifenden Episoden in der Fremde für heimischen Gesprächsstoff.

1952/53: Das Jahr der großen Unbill

Kaum als feste Größe der DDR-Fußballlandschaft etabliert, diente man politisch eigensüchtig Handelnden als Selbstbedienungsladen. Fast der komplette Kader wurde am 23.12.1952 zur neu entstehenden Polizeisporttruppe "Vorwärts" abgeworben, beziehungsweise unter Androhung persönlicher Repressalien abkommandiert. Eine kleine Rumpftruppe um die Veteranen Rose, Busch und Stieglitz muß sich mit unbekannten, jungen Spielern aus der Region aufstocken und schaffte das Unmögliche: Spielte man lange Zeit noch gegen den Abstieg, erreichte man am Ende noch den achten Platz.

Doch der sportliche Aderlaß war in diesem Jahr nicht der einzige Punkt, bei dem zahlreichen Chemiefans Bange um den Verein werden mußte. Das wirtschaftlich erstarkte Kirow-Werk (Maschinenbau) wollte die BSG als Prestigeobjekt einheimsen. So hätte man "Motor Leipzig" heißen müssen - hätte.Und auch dem in Leipzig geborenen Walter Ulbricht, seines Zeichens Generalsekretär der SED, geisterten Visionen eines elitären, aber künstlichen Großvereins im Kopf herum. Wurde aber auch nichts, da keiner der Spieler von Leipzig nach Buna/Leuna wollte um dort in einer BSG der hiesigen Erdölraffinerie zu spielen. Wie auch immer, am Ende siegte noch die BSG Chemie...noch.

1953/54: Knapp gescheitert - und gestürzt!

Deutschland (West) wurde in Bern Fußballweltmeister und auch in Leutzsch schickte man sich an, die Welt zu erobern. Personelle Verstärkungen waren in dieser Saison der Garant für eine gute Leistung. Als Trainer konnte man Alfred Kunze gewinnen, der damals eine Koryphäe im DDR-Trainergeschäft war. Weiterhin trug ab sofort Hochklassestürmer Rudi Krause das Dress der Grünweißen. Nach einigem Auf und Ab konnte man am vorletzten Spieltag alles klar machen, versagte aber und wurde somit "nur" Vizemeister. Und auch einen Ausstand beging man: Walter Rose, mittlerweile 42 Jahre jung, hängte die Fußballstiefel an den Haken. Aber nur als Spieler.

Auch international war wieder einiges los: Die Akteure der BSG treten in Freundschaftsspielen gegen Holstein Kiel, Karlsruhe, AC Madureiras Rio de Janeiro und IFK Trelleborg an. Doch stand das in diesem Jahr im Hintergrund. Die wahren Kopfschmerzen verursachten die Entschlüsse der Sportkonferenz - Die BSG Chemie Leipzig wird aufgelöst!

1954 - 1963: Hungerjahre

Der 5. September 1954 war offiziell das Ende der BSG Chemie Leipzig - Der neu gegründete SV Lokomotive Leipzig bestreitet sein erstes Spiel. Hintergrund der Misere: Die Funktionäre wollten die stärksten Kräfte in den Städten bündeln und reformierten somit die Sportvereine. Wieder einmal mußte das Argument der schwachen Trägerschaft durch die "Lacke & Farben" herhalten. So gründete man die Wissenschaft, Rotation und SV Lokomotive Leipzig. Und besiegelte das Aus für die BSG.

Lediglich eine kleine Fußballsektion, die Chemie Leipzig-West hielt die Fahnen hoch - aber erfolglos. So spielte man in den neun Jahren Oberligaabstinenz immer irgendwo zwischen Bezirks- und Kreisklasse. 1956 wurde mit Chemie Südwest fusioniert - die Südwestler spielten zwar zwei Klassen tiefer, doch mit dem VEB Elguwa Leipzig kam ein starker Trägerbetrieb ins Haus. So nannte man sich wieder BSG Chemie Leipzig, doch Licht am Ende des Tunnels war noch nicht zu sehen...noch nicht.


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