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Die Geschichte des FC Sachsen Leipzig

1995 - 2001: Lehrjahre eines Fußballvereins

 

Zeitsprung ins Jahr:

1899-1950

1950-1963

1963-1970

1970-1985

1985-1990

1990-1995

1995-2001

 

1995/96: Stadionausverkauf

Lethargie nach der verpaßten Aufstiegschance. Die Personaldecke wurde qualitativ immer dünner und selbst Präsident Bauers 350.000 DM Aufstiegsprämie versetzte keine Berge. Dafür gab es wieder den DFB-Pokal und dort setzte man sich gegen die Bundesligatruppe des VfL Bochum mit 2:1 durch. Das jähe Aus aber in Runde Zwei - Der KSC kam, sah und siegte 2:0.

In einer durchwachsenen Saison hingegen spielte man sich nur auf Rang 6 und Trainer Steffens wurde dafür am Ende entlassen. Die letzten beiden Heimspiele wurden aber nicht mehr im Sportpark ausgetragen, da dessen Rasenfläche saniert wurde. Kleines Glück für große Fans: Wer wollte konnte ein Stück des heiligen Rasens erstehen.

1996/97: Good Bye Alfred

Große Trauer: Alfred Kunze verstirbt mit 86 Jahren am 19. Juli 1996. Fast 200 Vereinsmitglieder und Fans, sowie die Mannschaft erweisen dem populärsten Trainer der Leutzscher die letzte Ehre.

Der mittlerweile fünfte Coach gibt seinen Einstand beim FCS: Uwe Reinders. Der letzte Meistertrainer der DDR sollte für professionelle Arbeit sorgen und verrannte sich in tollkühnen Trainingsmethodiken und Disziplinierungsmaßnahmen. Gebracht hat es wenig, denn die Sachsen schaffen wieder nur einen mittelmäßigen neunten Platz.

Höhepunkte der Saison: Hans-Jörg Leitzke gibt nach über 600 Partien sein Abschiedsspiel und in einem Testmatch vor der Saison verliert man gegen Schalke 04 standesgemäß mit 1:4, doch gegen den SV Velten erringt man mit 0:6 den höchsten Auswärtssieg der Geschichte.

1997/98: Keine Chance gegen die Millionen

Neues Jahr, neuer Trainer: Gerd Schädlich löst in der Sommerpause den gescheiterten Reinders ab. Die Saison begann euphorisch, denn ein achtbares Testspiel gegen Bayern München (1:3), der gelungene Saisonstart und die Verpflichtung einiger guter Spieler sorgten für Aufbruchsstimmung.

Doch zwischen Schein und Sein lagen wieder Welten, denn hinter den Kulissen kriselte es erneut. Intrigen innerhalb der Mannschaft und ein sich einmischender Hauptsponsor veranlaßten den Präsidenten zur Beurlaubung des Trainers - nach sechs Spieltagen und einem Punkt Rückstand auf die Tabellenspitze! Nachfolger wurde erst Carsten Sänger, später stieß noch Frank Rohde hinzu, der das Amt dann als Chef übernahm.

Die Saison verlief relativ erfolgreich, doch gegen die Millionentruppe von Tennis Borussia sah die gesamte Liga keinen Stich und so kann man den abschließenden vierten Platz als positiv bewerten. Danach gab es in einem Freundschaftsspiel sogar noch ein knappes 2:3 gegen den amtierenden Meister Kaiserslautern.

1998/99: Rettungsboot Kinowelt

Krisenstimmung in Leutzsch: Nachdem das alte Präsidium das Boot auf Grund gesetzt hatte, waren die neuen Männer am Wirken. Als Präsident stand seit Ende Oktober 97 Thomas Till am Ruder und der machte sich ans Werk, den Verein zu konsolidieren. Doch allein hätte er es nie geschafft, das war klar. Gäbe es nicht die vielen, vielen Fans, die in einer fast beispiellosen Spendenaktion dem Verein hilfreich zur Seite gestanden hätten, könnten sie jetzt diese Worte nicht lesen - Es gäbe keinen Verein FC Sachsen mehr, der eine Homepage gestalten würde.

Doch auch der 11.März 1999 soll hier genannt werden - Der Tag der Vertragsunterzeichnung mit der Kinowelt. Das Duo Achterberg/Till schaffte nach langem verhandeln, was langfristig die Rettung bedeuten sollte, denn Dr. Kölmel brachte zwei unabdingbare Grundvoraussetzungen mit nach Leutzsch: Geld und den Willen es beim FC Sachsen zu investieren. 12 Millionen Mark in vier Jahren war und ist dem Kinoweltchef der Verein wert und 3 Millionen für die TV-Vermarktungsrechte; ein Segen für die leeren Kassen.

Sportlich gesehen war es eine farbenfrohe Saison. Kaum ein Spiel wurde mit allen elf Akteuren beendet und das sollte seinen Tribut einfordern: Platz 14 am Ende der Saison und die Entlassung des Trainers Rohde. So setzte sich Manager Achterberg, ehemaliger Coach des Spandauer SV, auf die Trainerbank um den totalen Absturz zu verhindern. Das gelang und so hoffte man auf die nächste Spielzeit, in der alles anders und besser werden sollte.

1999/2000: Die erhörten Gebete

Eine Saison, die viele Titel verdient hätte: "Jahr Eins nach der Konsolidierung", "Saison der Entscheidung" oder "Spielzeit der Derbys". Alle zusammen geben wohl am Besten die herrschende Situation zu Protokoll.

Jetzt galt es: Was schon lange in Planung war, sollte in diesem Jahr zum Tragen kommen. Die Reform der Spielklassen war beschlossene Sache und somit stritten sich 18 Vereine um die sechs Aufstiegsplätze für die neue, zweigleisige Regionalliga. Und wie es schon bei der BSG üblich war, machten es auch die Mannen des FCS. Die Quali sicherte man sich durch ein 0:0 am vorletzten Spieltag - Tradition verpflichtet eben.

Als neuen Trainer konnte man Eduard "Edi" Stör verpflichten. Der sah bei seinem ersten Spiel im Kunze-Sportpark zwar eine 1:5 Niederlage, aber niemand war böse darüber, hieß der übermächtige Gegner doch Benfica Lissabon. Anlaß war ein Jubiläum: 100 Jahre Fußball in Leutzsch. Mit großem Aufwand und einer Menge Zuspruch beging man den Jahrestag der "Britannia"-Gründung.

Niederlagen waren das Problem in diesem Jahr, fanden sie doch zumeist auf des Gegners Plätzen statt. Diese permanente Auswärtsschwäche zog sich wie ein roter Faden durch die gesamte Saison und kurz vor Ende auch die Entlassung Stöhrs nach sich. Begründung: Keine Perspektive auf eine gelingende Qualifikation.

Trotzdem, Freude gab es zuhauf, schaffte man es doch nach 23 Jahren das, wofür die Chemiefans jede Nacht beteten: In einem Duell gegen den Ortsrivalen VfB den Platz als Sieger zu verlassen:

Partie Eins: Das Punktspiel am 25.September 1999. Der FCS siegt mit 2:0 durch Tore von Bergner und Virag. Knapp 11000 Besucher verfolgen das Spektakel im Sportpark und erleben eine klar dominierende Sachsenequipe, die den Gästen kaum eine Chance erlaubt. Später wird es von diesem denkwürdigen Tag T-Shirts mit der Aufschrift: "Ich war dabei" geben.

Partie Zwei: Sachsenpokal-Halbfinale vom 12.03.2000. Nur 6300 Zuschauer erleben einen lustlos agierenden FCS in Probstheida. So kam es, das Keeper Eilenberger, nach einem Versuch den gegnerischen Stürmer auszuspielen, ausrutscht und den Davoneilenden von den Beinen holt. Den fälligen Strafstoß konnte er dann nur noch aus den Maschen holen. Da dies das einzige Tor blieb, ging dieses Derby verloren.

Partie Drei: Rückrunden-Punktspiel am 12. April 2000. Verteidiger Schiemann, der sich schon in den vergangenen Wochen als Edeljoker präsentiert hatte, macht standesgemäß auch heute sein Tor. Voraus gingen mehrere Chancen auf beiden Seiten, die entweder der Goalie oder der Pfosten zunichte machte. 10250 Fans erlebten im gegnerischen Plache-Stadion das erste Tor und den ersten Sieg des FC Sachsen Leipzig seit seiner Gründung.

2000/2001: Schnellboot in Liga Zwei?

Der Anspruch des professionellen Fußballs klingelte und in Leutzsch schaute man zur Tür hinaus. Was man sah war ein großer dünner Mann, der die große dicke Geldbörse dabei hatte. Kinowelt-Chef Kölmel, der Fußballclubs sammeln, konsolidieren und gewinnbringend vermarkten wollte, war tonangebend im Kunze-Sportpark. Sich auf seine Spendabilität verlassend, wurde in Leutzsch investiert was das Scheckbuch hergab. Kunstrasenplätze wurden angelegt (zumindest begann man damit), ein erstligareifer Mannschaftsbus wurde gekauft und Spielervermittler aus aller Welt gaben sich die Klinke in die Hand. Liga Drei stand an und die wollte man alsbald wie möglich verlassen. Am besten nach oben.

Einer kleinen Tradition folgend, lud man sich zu Saisonbeginn ein großes Team ein. War es Im Vorjahr noch Lissabon gewesen, mussten es diesmal die Glasgow Rangers sein. Die verpflichteten sich im Gegenzug, mit der vollen Besetzung inklusive Nationalspielern im AKS zu erscheinen. Was dann passierte, war der Gipfel jeden Chemie-Traumes. Mit 2:0 wurden die Schotten besiegt! Wer hier noch am neuen Kader rund um Härtel, Klee, Lünsmann und Twardzik zweifelte, war selbst schuld. Dachte ich. Dachten viele. Als in der anschließenden Feier Präsident Till vor versammelter Fanschar sogar von Aufstieg sprach und den FCS mit einem "Schnellbot in Liga Zwei" verglich, war der Jubel perfekt. Worte, die er noch bitter bereuen sollte.

Denn die Ernüchterung hieß schnöder Ligaalltag. Dort warteten weit weniger generöse Gegner. Nominell superb besetzt stolperten die Chemiker von Hungerspiel zu Hungerspiel. Gegen Fußballhochburgen wie den SV Verl verlor man sogar im eigenen Stadion. Und schon griffen die ersten Konsequenzen ins Alltagsgeschäft ein. Trainer Volkan Uluc, der im Jahr zuvor noch die A-Jugend zum Aufstieg führte, nahm nach 8 Spieltagen seinen Hut und machte erst Uwe Ferl als Interimscoach und dann der bulgarischen Fußballegende Hristo Bonev platz.

Genützt hat es wenig. Der erhoffte Effekt des Weltklassemannes Bonev blieb aus, genauso wie die Geduld der Fans. "Balkansöldner" wurde zum Inbegriff des Leutzscher Spielerkaders und von sporadischen Lichtblicken abgesehen, glänzte man nur durch interne Intrigen und Mobbing. Der Eklat dann zum Jahreswechsel: Die Sportwelt sah ihre Felle davonschwimmen und setzte einen eigenen Controller in LE ein, welcher aber aus Mangel an Fußball-Kompetenz und Charisma schnell vor alle Bäume lief und in jedes Fettnäpfchen sprang, das seinen Namen trug.

So zitterte man sich bis zum letzten Spieltag, war dort wie immer in diverse Fernduelle verwickelt und schaffte mit viel Glück den sportlichen Anspruch auf den Verbleib in Liga Drei. Dann ein Knacken in der Lautsprecheranlage. Der Stadionsprecher verkündete, dass Vermarkter "Sportwelt" sein Engagement beendet und eine zur Lizenzerteilung essentiell wichtige Bürgschaft verweigert. Die Sprachlosigkeit der Fans wich dem Entsetzen, denn es waren nur noch vier Tage bis zum Schlusstermin. Da das Etatloch nicht zu kompensieren war bedeutete das nur eins: ZWANGSABSTIEG!


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