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Inhaftierungen, Folter, Hinrichtungen - Olympia auf Chinesisch


Wir befinden uns im Frühling 2004, irgendwo in Leipzig-Leutzsch. In einer dunklen Ecke lauert Mirko. Der von seinen Kampfgenossen ehrfürchtig "Knochenfresser" genannte Kämpfer ist auf der Jagd. Und er hat Glück, denn schon nähern sich wieder zwei leichte Opfer. Die grünweiß gewandeten Kinder beeilen sich, um rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit den Kunze-Sportpark zu erreichen. Alles scheint wie immer, keine Probleme auf dem Weg zum Training. Doch der Jäger hat sie unbarmherzig ins Visier genommen. Behende springt er die ahnungslosen Kids von hinten an, zerschlägt ihnen mit einer rostigen Eisenstange den Schädel, bricht ihnen mit dem tausendfach geübten Fangbiß das Genick und schlitzt sie mit einer abgesägten Chappidose von oben bis unten auf.


Zwei Tage später. Drei Leutzscher Fundamentalisten sprengen sich mit 25 Besuchern des Probstheidaer Clubcasinos in die Luft. Die Selbstmordattentäter üben Vergeltung für den vom VfB initiierten Kinderdoppelmord. Die Presse berichtet darüber nur noch in einer Randnotiz, denn die Intifada der beiden großen Leipziger Fußballclubs gehört zum Tagesgeschäft. Es ist Terrorakt Nummer 2534 in diesem Jahr. Primetime-Thema ist die Verseuchung des DHfK-Schwimmbeckens mit hochkonzentrierter Salzsäure durch den HCL, bei der 4 Schulklassen eminente Auflösungserscheinungen zeigten. Die Polizei stellt die Ermittlung ein, da die Opfer als solches für eine gute Sache starben - Die Olympiabewerbung Leipzigs für die Sommerspiele 2012.

Ja, es ist nur eine Fiktion. Zum Glück möchte man meinen, doch so sicher ist das nicht. Mittlerweile stellt das große Internationale Olympische Komitee nämlich völlig andere Anforderungen an die Ausrichter als noch vor Hundert Jahren und sich damit unter einen falsche Heiligenschein. "Politisches Engagement" steht auf den beringten Flaggen, an denen der Wind der Korruption zerrt. Und wo greift so etwas besser als in den Regionen der Gewalt, in denen Hopfen und Malz schon längst vertrunken ist. "Ein politisches Zeichen" wolle man setzen, so Walter Tröger vom deutschen NOK. Das reicht de facto schon als Grund um die Sommerspiele 2008 an Peking zu geben. Und die haben es sich redlich verdient.

Während sich nämlich Bewerber wie Parist, Toronto oder Osaka durch wohlfeile Präsentationen und Machbarkeitsstudien bei den Herren der Ringe einkratzen wollten, hat man in Peking den Geschmack der Entscheider genau getroffen. Nicht Konsolidät oder etwa Gastfreundschaft zählen, nein, der Zeitgeist muß getroffen werden - vorzugsweise zwischen die Schlitzaugen eines Dissidenten.


Opfer der Yanda

Jahr

Todesurteile

Hinrichtungen

1989

>370

1990

>960

>750

1991

>1.600

>1000

1992

1.891

1.079

1993

2.564

1.419

1994

2.783

2.050

1995

3.612

2.535

1996

>6.100

4.367

1997

3.152

1.876

1998

2.701

1.769

1999

>1.720

>1.077

Perfekte Vorraussetzungen für ein Ereignis, dessen Ursprung in einer Befriedung verfeindeter Völker liegt. Doch warum nicht? Denn wer denkt, das die Chinesen nur auf sporadische Massenhinrichtungen wert legen, der täuscht sich. Für den Zeitraum von 1990 bis Ende 1999 hat amnesty international mehr als 27.599 Todesurteile und über 18.194 Hinrichtungen dokumentiert. Man muss jedoch davon ausgehen, dass die Dunkelziffer wesentlich höher liegt, da viele Todesurteile und Hinrichtungen nicht öffentlich bekannt gegeben werden. Perfider Witz: Die meisten Delinquenten wurden kurz vorm finalen Schuß in eines der Stadien gebracht, in denen später die Athleten um Medaillen kämpfen werden.

"Im Zuge der jüngsten Anti-Kriminalitätskampagne Yanda (Hartes Durchgreifen) wurden während der letzten drei Monate in China mindestens 1.781 Menschen hingerichtet mehr als im gesamten Rest der Welt während der letzten drei Jahre."

Zitat "amnesty international" - Juli 2001


Und da hatten die Chinesen richtig Spaß, denn in einer ritualisierten öffentlichen Erniedrigung wurden sie einer riesigen Menschenmenge ausgesetzt. So auch tausende Anhänger der 1999 verbotenen Falun Gong-Bewegung, einer staatlich nicht anerkannten, religiösen Vereinigung. Ist aber nicht mehr sooo schlimm, da seitdem mehr als 200 Leute schon im Gefängnis gestorben sind. Kann man mal sehen, was das für Schlaffis sind - das bischen Kippenausdrücken auf nackter Haut, Schläge, Elektroschocks, das Aufhängen an den Armen, der Entzug von Nahrung und Schlaf sowie Fesselungen in Positionen, die unerträgliche Schmerzen zur Folge haben können doch einem echten Shaolin nichts anhaben, oder?

Wie sieht die Zukunft aus? Wird jede Olympiabewerbung nun ein Schwanken zwischen Überschuldung und Bürgerkrieg? Kann ein Land, dessen Parteichef einen Erlaß gegen "antisozialistische", "Rowdys" und "parteifeindliche Elemente" aufrecht erhält, eine Sportveranstaltung wie Olympia ausrichten? Oder wird alles gut? Wir bleiben jedenfalls dran und wer Intersse hat, kann den Verantwortlichen in China schreiben:

Appelle an:

  • Zhu Rongji Zongli, Guowuyuan, 9 Xihuangchenggenbeijie, Beijingshi 100032, VOLKSREPUBLIK CHINA (Premierminister, Herr Zhu - korrekte englische Anrede: Your Excellency)
    Telefax:

    • (00 86) 10-6520 5316; (00 86) 10-6467 7046 (c/o Ministry of Justice)

    • (00 86) 10-6851 2174(c/o Ministry of Radio, Film and TV)

    Telex: 085 210070 FMPRC CN; 085 22478 MFERT CN

  • Xiao Yang Yuanzhang, Zuigao Renmin Fayuan, 27 Dongjiao Min Xiang, Beijingshi 100726, VOLKSREPUBLIK CHINA (Vorsitzender des Obersten Volksgerichtshofes, Herr Xiao, korrekte englische Anrede: Dear President)
    Telefax: (00 86) 10-6512 5012

  • LI Jiating Shengzhang, Yunnansheng Renmin Zhengfu, Wuhuashan, Kunmingshi 650021, Yunnansheng, VOLKSREPUBLIK CHINA (Gouverneur der Provinz Yunnan, Herr Li - korrekte englische Anrede: Dear Governor)

Kopien der Appelle an:

  • "China Daily", 2 Jintai Xilu, Chaoyangmenwai, Beijingshi, VOLKSREPUBLIK CHINA (englischsprachige Tageszeitung)
    E-Mail:

  • Zongbianji, "Renmin Ribao", Jintai Xilu 2, Chaoyangmenwai, Beijingshi 100733, VOLKSREPUBLIK CHINA (Regierungsorgan "Volskzeitung") - Telefax: (00 86) 10-6509 2893 - E-Mail:

  • Xinhua (staatliche Nachrichtenagentur) - Telefax: (00 86) 10-6201 9332; (00 86) 10-307 1210
    E-Mail: oder

  • Kanzlei der Botschaft der Volksrepublik China, Märkisches Ufer 54, 10179 Berlin
    (S. E. Herrn Lu Qiutian) - Telefax: 030-2758 8221 - E-Mail:

In diesem Sinne!

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