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Endlich wieder Fussball! Kollektive Erleichterung innerhalb der Leutzscher Gemeinde, die in den letzten Wochen zwischen Bangen und Hoffen, zwischen Insolvenz und Konkurs wankte. Nun ging es nach Zwickau zu einer Fußballertruppe, bei der es außer Tränen und Verzweiflung in den letzten Jahren nichts zu holen gab. Dennoch fanden sich knapp 1000 Leipziger in "Trabant-City" ein, frohen Mutes und voller Hoffnung die Grünweißen spielen zu sehen... |
Hauptbahnhof Leipzig, 11.00 Uhr morgens: Stimmung gut. Die Frisur hält. Drei-Punkte-Traum. 250 Leutzscher warten auf den Zug, der sich in zwei Lager spalten sollte: In Fußballfans und Vor-Primaten. Während sich die einen vornahmen, den Rekord Deutschlands im Bier-Pro-Kopf-Verbrauch auszubauen und sich gepflegt in Stimmung zu bringen, stellten die Anderen die Schlacht im Teutoburger Bundesbahnwaggon nach. Die Hinterbliebenen waren unzählige, vorschriftsmässig entleerte Bierdosen und mehrere, nicht ganz so vorschriftsmäßig hinterlassenen Sitzreihen. Vorallem die allseitsbeliebten "Naßzellen" der Bahn wurden unter zu Hilfenahme einiger unkontrolliert verstreuter Körpersekrete verschönert. Gott segne den Erfinder des Stehpinkelns... Hauptbahnhof Zwickau, 12.30 Uhr: Stimmung verbessert. Die Frisuren sind schon etwas zerzaust. Akuter Biermangel allenthalben. Doch die zweitligaerfahrene Kleinstadt Zwickau am Rande des Löffelschnitzerarchipels praktizierte die vielgepredigte soziale Marktwirtschaft. Der Bahnhof bot allen Bierfanatikern die Stirn und jede Menge Nachschub. Selbst der BGS nahms gelassen, als mehrere (7) Paparazzis im Bahngelände verblieben um auf den Kameraden Locke zu warten. Und Dank der Mehdornschen Verzögerungstaktik gelang es ihm, nur weniger als eine Stunde Verspätung zu kassieren. Wir sagen JA zur Deutschen Bahn... Währenddessen im Bahnhof: Wir bestellen uns bei einer seriös erscheinenden Imbißbude einen leckeren Snack. "Türkische Spezialitäten" steht auf dem Ladenschild, deutsche Bowu auf der Preisliste und zwei Asiaten hinterm Tresen. Selbst Cyrrus´ Versuch, den vietnamesisch aussehenden Speisenzubereiter alles abzuverlangen, meistert dieser mit Bravour. Gemüsepfanne mit Nudeln und ohne Gemüse wurden dem hungrigen Ermittler flugs zubereitet. Daumen hoch, Ho Chi Minh! Vor dem Bahnhof smalltalkte ein weiterer Beamter über das Wohl und Wehe des Fußballgeschäftes. Als er sich als Dortmund-Fan outete und fast prustend gestand, das seine Kollegen alle auf verschiedene Klubs standen, merkte selbst der Letzte, das sich unterhalb des Stadbezirk Leipzig die Uhren etwas anders drehen - nämlich langsamer. Vieeel langsamer... Westsachsenstadion, 13.15 Uhr: Stimmung wie Weihnachten. Frisuren wieder gerichtet, schießlich war man nicht mehr unter sich. Eine kaum zu überblickende Schar Chemiker belagerte in bester Invasorenmanier die Kassenhäuschen, in denen überforderte und sehr gutgläubige Mitarbeiterinnen des FSV anstandslos jedem 90-jährigen die Erstsemesterreife abkauften. So kam es, das eine Menge Leute kurzerhand und unüberprüft zum Studenten mutierten und nur 9 Eier löhnen mussten. Dafür bekamen sie die in Zwickau übliche Erotiksow geboten, in der eine Handvoll Securityleute jede Körperöffnung liebevoll betasteten und für gut befanden, wenn sie sauber war. Auf den wie immer wankelmütigen "Tribünen" des Gästeblocks und vor allem dahinter tummelten sich wieder viele Leipziger - So viele, das sich ein Dutzend uniformierte Ordnungshüter staunend in einen gesperrten Block setzten und das Treiben interessiert betrachteten. Doch den Massen mussten sie weichen, denn auch die andere Hälfte des aparten Gästegeheges wurde voll. Leider kam aber diesmal wieder niemand ohne die obligatorische "Du-hast-mich-angerempelt-Fäuste-hoch!" Attitüde aus und so entstand unter Anleitung das Polizeileitfadens "Provozieren leicht gemacht" eine kleine, aber herzliche Keilerei. Gästeblock, 14.50 Uhr: Stimmung ausgelassen - Chemie führt unerwartet mit 1:0! Gegen die Handballer mit Holzfällermbitionen holte unsere Mannschaft in einer fabelhaften ersten Hälfte alle Zweifler auf ihre Seite. Hagen Schmidt köpfte ein und sein Bruder, der vor uns saß, freute sich mit den knapp 1000 anderen Chemikern. Zuvor gab es schon ein weiteres Chemietor, doch das wurde wegen Abseits nicht gegeben. Und auch die Zwickauer Spieler hießen die unsrigen in Liga 4 willkommen: Cramers Kniescheibe machte den Frisbee, Handspiele en massé und Nachtreten standen auf der Tagesordnung. Gästeblock, 15.50 Uhr: Stimmung? Was ist das? In der zweiten Hälfte zeigten die FSVer, das sie nicht fürs Trikotragen bezahlt werden. 3 Tore wurden uns noch eingeschenkt, eine wehr- und harmlose Chemieelf konnte dem nichts mehr entgegensetzen. So ging unsere Oberligapremiere sauber die Toilette herab. Aber ehrlich: Wer mit mehr gerechnet hatte, bezeugte damit nur seinen grenzenlosen Optimismus. Vor dem Stadion, 16.00 Uhr: Großkampftag in Zwickau. Gestörte Chemiker versuchten sich so würdelos wie möglich zu zeigen. Da wurden Schals gefetzt, Autos angegangen und eine Menge Zores veranstaltet. Aber auch die Zwickauer zeigten, dass sie den Leipzigern in nichts nachstehen: Liverpool verlor seine Zaunfahne, die eine Horde ungestümer Schwachmaten "erbeutete". Den größten AHA-Effekt erzeugte eine Infanterieabteilung schrankwandähnlicher Hooligans aus Chemmnitz, die mit Hurragebrüll einen massiven Flankenangriff auf alles durchführte, was dumm genug war in Grünweiß herumzulaufen - Also auf ziemlich jeden Chemiker der nach Hause wollte. Doch unsere Freunde von der Volksar...Polizei waren zur Stelle. Sie drängten die Leipziger ab und zeigten in unnachahmlicher Vollendung, dass sie ihr Handwerk verstanden. Sie gängelten die "Übeltäter" zum Bahnhof und überwachten mit Argusaugen jeden Schritt der bösen Chemiefans. Dann fast der Eklat: Cyrrus, Bernd und Scouser gingen in einer kleinen Gartenwirtschaft noch Bier holen bzw. trinken. Sage und schreibe 5 Einsatzwagen der Polizei blieben mit da - wahrscheinlich nur um uns vor uns selbst zu schützen, denn von den Zwickauern oder Karl-Marx-Städtern war weit und breit nichts mehr zu sehen. Als dann Locke sein Recht auf freie Berichterstattung wahrnahm und den Troß der Exekutivmacht fotografierte, sprang ein Capo vom Typ "Römischer Kerkermeister" aus dem Wagen und verlangte DM 50 Hornorar. Mit der Begründung "Wer mich fotografiert, entscheide ich!" versuchte Maximus Apfelmus den sich das Lachen schwer verkneifenden Übeltäter einzuschüchtern. Gelang nicht und so musste Mc Schrankwand wieder in seinen Bullenbully. Hauptbahnhof Zwickau, 16.45 Uhr: Stimmung wieder gut, Frisur vollkommen hinüber. Dank Bernd und Scousers Durst kamen wir in einen der gefürchteten Zwickauer Monsune und völlig durchweicht am Bahnhof an. Was haben wir daraus gelernt? Ein Doppelhalter sollte aus Gore-Tex bestehen, das man ihn auch als Schirm gebrauchen kann und Hosen sollte man spülen, damit ein Regen nicht das zurückgebliebene Waschmittel das Bein herabschäumen lässt. Außerdem sind Wechselsachen beim Fußball eine echt prima Sache, wenn man sie denn mithätte. Aber egal, denn im Bahnhof angekommen, der mittlerweile wie ein Auffanglager für Flutopfer aussah, stellten wir fest, das wir nicht die einzigen waren, die dem Regen anheim fielen. Wie heisst es so schön: "Geteilter Schmerz ist halber Schmerz"... |
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