"So ne Kagge!"
Don Promillo, 14.07 Uhr,
nach schlechtem Abspiel von Bengs
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Aber Junior sorgte heute wenigstens für das, was den Spielern nur selten gelang: Aufregung. Zielsicher wie ein führerloser LKW pfiff er jedes Foul ab und kassierte dafür bitterböse Schmährufe, wie man sie in dieser Art nur noch auf orientalischen Basaren erhält wenn man Suleika die Rosinen mopst. Das prangere ich an: Jugendliche in seinem Alter sind psychologisch nämlich noch viel zu leicht traumatisierbar - Ruckzuck schnappt der sich ein Gewehr und schießt vom Kirchturm auf Leute oder schlimmer noch, wählt die CSU!
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Scheinbar gefiel ihm aber diese fortwährende Misshandlung seines Egos, ließ er doch nun auch bei regelgerechten, aber im Vergleich zur Mikado-WM geringfügig robusteren Aktionen virtuos sein Instrument erklingen. Dennoch: Die meiste Belustigung ergab der Pfiff eines Dammsitzlers, der den gegnerischen Spieler obrigkeitshörig wie ein Schaf im Gewitter stehenbleiben ließ. Postwendend dann die flehende Ermahnung des Sportplatzmuezzins Axel "Ich-wär-so-gerne-Stadionsprecher" Felsmann, dies doch bitte zu unterlassen. Taschentuchspenden bitte an die Geschäftsstelle des FCS, Am Sportpark...
Überraschend war heute die seltsame, schon fast religiös-andächtige Ruhe im weiten Oval. War es Lethargie nach der Niederlage in Zwickau? Wohl kaum, denn alle Resonanzen darauf waren durchweg positiv. Das Wetter? Sicher nicht, denn es war sonnig wie es hätte in Löffelschnitzer-Town sein müssen (Siehe Kapitel 1). Zufriedenheit? Faulheit? Die Wahrheit liegt sicher irgendwo neben dem Hasen im Pfeffer Marke "Schulanfangsfeier in Sachsen". Doch das muß auf jeden Fall noch besser werden, damit sich einige Akteure im Grünweißen Dress daran erinnert fühlen, das die vollkommene Aufgabe aller Vitalfunktionen noch ein paar Jahre warten kann. Speziell Mario "Herzdroppe" Nickeleit, Marco "Querpass-im-Sechzehner" Eckstein und Thomas "Der Unberührbare" Risch sollten in regelmäßigen Abständen durch ein sattes "CHEMIEEEE" auf den Rasen der Tatsachen zurückgeholt werden. Sonst wird es Winter und die merken es gar nicht.
Lichtblicke im Spiel der "bessdn Mannschaft von dor gannsen Weld" waren die Tore von Norman "Nurejew" Struck, welcher bewies, das Balletttänzer (man beachte die drei "t"!) doch nicht zwangsläufig vorm Fußball Angst haben müssen. Grazil nahm er die unmöglichsten Bälle an, schoß spektakulär aufs Tor und im Vergleich zu seinen Amtsvorgängern traf er es auch! Zweimal! In einem Spiel!
Rekordwerte wenn man bedenkt, das 99/00 die komplette Geriatriestation der Regionalliga in Leutzsch unter der Bezeichnung "Sturmabteilung" firmierte. Und erstaunlicher als die allgemeine Fanruhe waren Strucks Bewegungsabläufe: Ein Seitfallzieher, der jedem Klee die Hüfte desintegriert hätte, folgte auf einem gewonnenen Zweikampf mit genauem Abspiel und präziser Flanke. Für so viel fußballerisches Know-How hätten wir vor einem Jahr noch 17 Mann auf dem Platz benötigt.
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"Chemie ist doch eene dor bessdn Mannschaft von dor gannsn Weld!"
Don Promillo, 15.57 Uhr
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