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Kapitel VII des Paparazzis-Liga-Tagebuches

Grimma, 16. September 2001: "Fußball? Wenn´s wirklich sein muß..."


Es gibt Anlässe, bei denen fragt man sich, wie dumm die Menschheit eigentlich noch werden will. Abgesehen davon, dass wir uns seit Jahrhunderten in schönster Regelmäßigkeit vergiften, ausrotten und mit billigen US-Sitcoms zumüllen, streben wir augenscheinlich den ersten Preis im interstellaren Wettbewerb der billigsten Kriegserklärung an. Das Fabelhafte daran ist, dass wir in dieser Königsdisziplin immer wieder als Sieger vom Platz gehen.

So nun auch am 11. September 2001, einem Tag, der sich jedem Fernsehbesitzer in immerwährenden Wiederholungen eingebrannt hat. Verirrte Seelen bombardierten da unter zu Hilfenahme dreier Flugzeuge Amerika. Konsequenzen sind hier so sicher wie der Abpfiff auf dem Fußballplatz. Doch eben da zeigte sich die UEFA gnädig - Am Tag des Anschlages ließ man die Championsleague spielen...

Auswirkungen - scheinbar ein Wort, welches die Entscheider in den Gremien vollkommen beiseite zu wischen wussten. Schweigeminute, Trauerflor und allgemeine Bestürzung hießen die Maßnahmen des SFV, der trotzdem den Spieltag anpfeifen ließ. Man kann sich darüber echauffieren wie man will, es ist wie es ist. Doch SEIN sollte auch Denken beinhalten. Vorallem Nachdenken. Und so ist dieser Absatz nur für Euch, die ihr nicht einmal eine Schweigeminute lang die Klappe halten könnt. Ich verachte Euch. Besser: Ich ignoriere Euch noch nichteinmal. Geht sterben. Langsam. Grausam. Wie Eure konsequente Verneinung von Respekt und Anstand.


OK, ab jetzt wieder:

Also Grimma. Warum nicht auch ein Sieg in Grimma? Wenn es nach der "Wir haben es uns verdient"-Prämisse geht, konnten wir uns auf eine gesalzene Niederlage von Grimma vorbereiten. Knapp achtzig Chemiefans haben ihr Opfer gebracht und den Weg mit dem Rad bestritten. Darunter auch eine richtige Polizeibegleitung, eine richtige Versorgungskolonne und eine richtige Schlechtwetterfront. Zartfühlend wie der Wolkengott aber war, ließ er die Radler von seinen Unwettergehilfen nicht überraschen, sondern "wärmte" alle während des Spieles mit stetem Regenfall ab.

Und da geteiltes Leid bekanntlicherweise halbiertes nur Leid ist, solidarisierten sich die Kicker des FCS mit ihren Fans. Alle, die des Trainers Handschrift bis dato nicht erkannt haben, konnten sich davon überzeugen, dass wir ein Team vom Typus Jürgen "Spiel-mich-auf-dem-Klo-an-und-ich-mach-noch-meine-Tore" Raab haben: Technisch starke Einzelspieler, die sich aber gegen solide Abwehrreihen im Regen nicht durchsetzen können. Eine Kür von Tanja Szschewfzsche...Katharina Witt beinhaltet nicht weniger Saltos und Rutscheinlagen als der Versuch, einen feisten Angriff von Chemie vor das Tor der Grimmaer zu bringen. Sei´s drum - wer schlecht schlittert, bekommt wenigstens nicht in der Tiefgarage die Kniescheiben zertrümmert.

Weitermachen!
Die hams´s doch nicht besser verdient!
Scheiss Amis!

Peinlicher Ruf eines Chemikers während der Schweigeminute


Grimmas Stadionsprecher

Die "Euphorie" steigerte sich ins unermessliche, als der Stadionsprecherandroid nun den Spieltag eröffnete. Das klang ungefähr so:

"Lie-bee Sport-freun-dee des EssVauu Grimma und wer-tee Gääs-tee aus Leip-zick (Punkt) Wir bee-grüüßen sie recht herz-lich zur heu-ti-gen Par-tiee in der O-ber-li-ga Süd..."

Gerüchteweiser soll der Roboter die Feuchtigkeit des Spieltages nicht so recht verkraftet haben. Ist ja auch kein Wetter für eine so hochsensible Maschine. Daher möchte ich hier zu einer Spendenaktion aufrufen! Sammelt für den SV Grimma! Bei TCHIBO in Taschkent gibt es derzeit sprechende Personen-Waagen im Angebot. Obwohl: Verkraftet Grimma soviel ungebremste Emotionalität? Ich ziehe den Aufruf zurück...


Wer nun aber glaubt, dass in Grimma-City der Mob tobt, weil die fast englisch kickenden Fußballgötter der Provence am Start stehen, der irrt sich. Wäre ich in der ehemaligen DDR ein Parteifunktionär gewesen, hätte ich im hochemotionalen Verhalten die alte Schule der Mitgliedersitzungen erkannt.

Andächtiges Lauschen. Genosse von Schnitzler macht sich wie gewohnt ein paar Notizen. Jemand geht aufs Klo.

Ich glaube, auf der Hochzeit von Walter Sedelmayer wäre mehr losgewesen. So kippte das Mengenverhältnis Grimma-Leutzsch zu Gunsten der Gäste - in bester Gotha-Manier saßen die meisten Muldentaler und feuerten ihre Mannschaft in gewohnt eloquenter Weise an.

Anerkennendes, rhytmisches Klatschen. "FDJ-SED"-Rufe aus den Reihen der Nachwuchsmitglieder. Spontanes intonieren der "Internationalen", welches dann lose in "Wir sind die Moorsoldaten" übergeht.

Richtige Stimmung kam im Totenblock erst auf, als ein paar Freunde der DSF, äähh des VfB, ein Bettlaken mit Verbrüderungsgrüßen aufgehangen hatten.

Klatschen steigert sich, Hochrufe auf das ZK. Die Abgeordneten sind sich einig, dass der neue Fünfzigjahrplan durch Produktivitätssteigerungen um 1300% im Bereich MALIMO-Geschirrtücher mit Tier- und Obstmotiven die Republik der Arbeiter und Bauern auf Jahre hin uneinholbar gegenüber den Bonner Ultras werden lässt. Der SV Grimma-Fanclub "Frieda Hockauf" kündigt daraufhin eine freiwillige Plansollübererfüllung von 23,4% an.

Wäre stolz gewesen:
Rhetorikpapst E. Honecker


Doch weiter im Text. Kennt ihr auch die harten Fans? Ich meine nicht die, die sogar zur M2-Jugend gehen würden, sondern die mit der Formel. Welcher Formel?
NA DIESER FORMEL:

  • "Ich gehe schon seit 1897 zu Chemie, bin bei fast jedem Heimspiel zugegen (insofern es gerade Freikarten, -bier oder -schärlertum gibt) und finde alles so derart zum Kotzen, dass ich nie wieder komme!"

Kennt ihr? Wusst ichs doch. Nun, gerade diese Fans haben mir wieder einmal eines vor Augen geführt: Ich habe keine Ahnung vom Fußball. Der Grund? Streitobjekt Eckstein natürlich. Für mich und die meissten um mich herum sah es so aus, als ob er bei allen Toren machtlos gewesen wäre. Aber nicht für unsere Hardcore-Fraktion. Die haben mir nämlich nun endlich einmal vorgerechnet, wo Eckstein alles versagte:


Alles Liegewiese oder was?!

  • Minute 23: Nemec versucht, zwei Gegner auszuspielen, passt dann das Leder gekonnt in Richtung Grundlinie und damit ins Aus. Wo war Eckstein? Ist es nicht seine verdammte Pflicht, sich an der gegnerischen Strafraumgrenze freizulaufen?

  • Minute 56: Ecke für Chemie. Doch wo ist Eckstein? Anstatt durch die gegnerischen Reihen zu wirbeln, versteckt sich der Feigling zwischen seinen Torpfosten und sieht unbeteiligt zu!

  • Minute 88: Die Kardinalsünde! Die Abwehr des FCS spielt sich unbedrängt in der eigenen Hälfte den Ball zu, schließlich liegt man ja erst mit 2:1 hinten und es ist noch genug Zeit.

    Da passiert es: Rietschel spielt auf Bengs und der erschrickt sich derart, dass er den Ball an einen Gegenspieler verliert. Grund: Marco Eckstein, der spätestens hier nicht mehr abstreiten kann, dass er bestochen wurde, schweigt in mit aller, von gottgegebener Rücksichtslosigkeit VON HINTEN an.

Plenarbeschluß:


Plädieren für sofortigen Ausschluß des Genossen Eckstein und fordern zudem noch die strenge Rügung des Kaderleiters Raab.


Venceremos!

Das Paparazzis-Barometer für Grimma

Verpflegung
  • Die zwei kleinen Bratwurstbuden waren völlig überfordert
  • Punktabzug beim Bier:
  • "Jever Fun" - Da sind meine Urinproben aber lustiger, zudem prickeln sie mehr und schmecken auch weitaus besser!

  • Stadionbrawu: 5 von 10 Punkten:
  • Der Griller verging sich zwar Michelangelogleich an seinen Opfern (Würste), doch diese schmeckten wie Bowu-Brawu-Zwitter
Support
  • Durch die politische Situation etwas bedrückt
  • Kaum Doppelhalter, denn auch die Diablos machten aus gegebenen Anlaß keinen Rauch
  • Wetter tat alles, um uns den Tag zu verderben
  • Stimmung war merkwürdig...

Sicherheit
  • Security musste sich erst einmal erklären lassen, worin der Unterschied zwischen "Ermäßigt" und "Vollzahler" besteht
  • Polizei war wieder mit allen Haustieren und den Polizeihunden da - Wollten auch mal Fußball sehen
  • Alles in allem sehr geruhsam und vorbildlich

Reisequalität
  • Mit dem Auto: Sehr gut über die Autobahn zu erreichen
  • Parkplatz sehr gut ausgeschildert und sogar mit Vorverkaufsbuden ausgestattet

  • Mit der Bahn: Gemütlicher Ausritt für kleines Geld

  • Mit dem Rad: Machbar für Leute, denen ein paar Kilometer nichts ausmachen

Heimfans
  • Verinnerlichten alle Klatschrythmen des "Kessel Buntes"
  • Herbert Roth und Lutz Jahoda wären selig gewesen
  • Legenden erzählen von einer Zaunfahne
Fazit: Grimma kann das MTL-Gen nicht verleugnen!


Und so wird bewertet:
  • 5x Tux: Prima! Sehr Gut! Weiter so! Alles für das Volk!
  • 4x Tux: OK, aber irgendetwas stört
  • 3x Tux: Naja, nicht schlecht, aber auch nicht gut
  • 2x Tux: Oje, hier muß dringend was getan werden!
  • 1x Tux: Ziemlich SADDAM hier. Raus aus unserer Liga!!!

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