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Kapitel XI des Paparazzis-Liga-Tagebuches

Sondershausen, 21. Oktober 2001 oder "Ein neuer Käfigpunkt"


Ich liege in Griechenland im Bett, da ich mich im Kampf mit der Klimaanlage des Archäologoischen Museums Iraklions geschlagen geben musste. Verschnieft denke ich an die Heimat, mein geliebtes Leipzig und natürlich an meinen zweiten Wohnsitz, den Dammsitz in Leutzsch. Fußball, ja, dass wäre was. Stattdessen dudeln aus einem in der Wand eingebauten Radio die größten Hits der Insel via "Knossos FM". Chemie spielt gerade in Sondershausen und ich liege hier rum! Aber zum Glück hat Locke alles mitgeschrieben, so das ich dem Treiben beiwohnen kann. Und voilá hier ist er: LOCKES Bericht zum 11. Spieltag...


Durch 70 Gitterstäbe musst du sehn.

Am Zaun noch 1000 Schirme überseh´n...

Es war wieder Spieltag und es ging erstmals in der Vereinsgeschichte in die schöne Musikstadt Sondershausen. Zusammen mit zwei in Erfurt getroffenen Liverpoolern fuhr ich begleitet von unzähligen Kamerastativen noch unzähligerer Eisenbahnenthusiasten ins Städtchen. So verging wenigstens die Zeit in der einspurigen Bahn zügig, welche eine kleine Reise in die Vergangenheit werden sollte. Um elf in Sondershausen angekommen, ging es zunächst auf die lange Suche nach einer gastronomischen Einrichtung. Dabei waren viele Trabis (in dieser Vielzahl lange nicht mehr erlebt), menschenleere Strassen und am Ende wirklich ein Gaststättenaufsteller zu entdecken. Letzterer führte uns nach einigem suchen zu echten (!) Thüringer Klößen, also den Originalen, denen Mikrowelle und Friteuse nur aus dem Glücksrad bekannt sind.


So gestärkt ließ es sich natürlich unbeschwert Groundhopperpunkte sammeln - Doch was war das? Von Einer Anhöhe konnte man schonmal einen kleinen Einblick ins Stadion gewinnen, wenn man diese Koppel überhaupt so bezeichen kann/darf/will. Der Gästeblock erinnerte eher an eine Straße mit Fußweg, abgerundet mit einem kraftstrotzendem Kafig der Marke "Stiertreiben in Pamplona". Einzig die für uns unerreichbare (Hallo Jörg!) Tribüne der Gastgeber hatte Oberliganiveau. Vom Spiel selber haben wir dann erwartungsgemäß kaum etwas gesehen, zumal die vorderen Zaunsteher (groß) sich mit ihren Schirmen (noch viel größer) vor dem Regen (noch viel viel mehr) zu schützen versuchten.Wahrscheinlich sah der Schiedsrichter hierin seine Chance, denn wo kein Kläger, beziehungsweise Augenzeuge, da kein Richter. Trotzdem war die Schieberei als solche deutlich auszumachen.

Doch stellen wir mal eine Hypothese auf: Wenn das "Stadion" aussieht wie ein Kamelbasar in Taschkent, der Gästeblock eher einem Bürgersteig gleicht und in der ganzen Stadt das Zweitakt-Inferno tobt, gibt es hier vielleicht Dosenbier in Unmengen aber unter Garantie wenig Geld - und wenn dann keine Valuta. So kann man vielleicht noch den Spielleiter kaufen, aber keinesfalls die Linienrichter! Die waren darüber aber so sauer, dass sie sich zumindest auf der Tribünenseite zu einer objektiven Bewertung des Spiels "hinreißen" liessen.

Nach einer schwachen halben Stunde richteten sich unsere Jungs an ihrer Underdogrolle auf, denn wenn der Gegner mit dem 12 Mann-Sonderangebot ("Ihr Team plus Schiri!") aufläuft, wird selbst Real Madrid zum Kanonenfutter. Oder wie es der berühmte Fußballphilosoph Roland Kaiser schon formulierte : "Es kann der Beste nicht in Ruhe spielen, wenn es dem blöden Schiri nicht gefällt..." Und es gefiel ihm eine Menge nicht. So störte zum Beispiel das Timing des Piieeet, der einen Freistoß - Bitte binden sie sich am Stuhl fest, entfernen sie alle spitzen Gegenstände aus ihrer unmittelbaren Umgebung, schicken sie ihre Kinder ins Kino, verbannen sie ihre Frau ans Telefon und lassen sie schon prophylaktisch "11..." wählen! - für den Spielleiter zu früh ausführte! FREVLER! NIHILIST! SOZIALDEMOKRAT! Die gelb-rote Karte hierfür ist also als vollkommen gerechtfertigt anzusehen! Hätte er hierfür direkt Rot gegeben, hätte sich Eintracht SDH nicht mehr um den Frühjahresanstrich des Zauns kümmern müssen, er wäre nur noch eine sanfte Erinnerung im Delirium des Platzwartes und 3,45 kg Eisenoxid-Späne.

Folgerichtig schossen die Hausherren auch das erste Tor. Es sei ihnen vergönnt, denn nur eine Sache ist schlimmer als ein gekauftes Spiel - Ein gekauftes Spiel verlieren! Hatten die Leutzscher in der Vorsaison noch gegen Fußballhochburgen wie Verl zu Hause einen Rückstand sicher nach Hause geschaukelt, drehte man hier noch die Partie und ging als Sieger vom matschigen Überrest eines Rasens. So konnte man getrost wieder nach Hause fahren, mit der Gewissheit im Gepäck, dass der Aufschwung Ost doch nicht alles verändern kann. Denn früher wie heute gilt ein Gebot: Du sollst keinen ALFRED haben neben mir! Und schon gar keinen gefakten Schiri!

Mal konnt ich den Schiri nicht verstehn.

Sieben Prozent Spiel hab ich gesehn.

Doch am Ende war der Sieg sehr schöööön!

Lockes 12"-Sondershausen-Remix des bekannten Volksliedes von Karat

Das Paparazzis-Barometer entfällt für diesen Spieltag


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