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Er ist schon ein armes Schwein, der Olm. In ewiger Dunkelheit schwimmt er durch seine kalten und unwirtlichen Behausungen und bleibt auf Grund der vollkommenen Sonnenferne blaß wie ein Engländer im Winter. Keiner käme auf die Idee, ihn zu füttern, zu liebkosen oder gar als Maskottchen für sein Team zu benutzen. Stattdessen sorgt man dafür, dass sein Lebensraum als Bezeichnung für schlechte fußballerische Leistungen herangezogen wird. Somit ist die Grotte in aller Munde und in der Preisliste aller Olm-Grundstücksmakler ganz unten. Was bleibt ist das Klammern an darwinistische Thesen. Unter anderem an die, dass der Stärkste überlebt. Nun ist das mit der Körperkraft so eine Sache beim Grottenolm, denn als kleiner Nacktlurch hat man es schwer, wenn: Ja wenn da nicht die Cleverness wäre. Freund Olm hat es nämlich vorgezogen, seine Augen verkümmern zu lassen - somit muss er sich das Elend dieser Welt nicht mehr antun und braucht auch keinerlei nervtötende Warterei beim Optiker in Anspruch nehmen. Not macht eben erfinderisch. Und Not leiden nicht nur die Olme. |
Als man sich nun dessen Gewahr wurde, rotierten die letzten Kekskrümel in den Körperteilen, wo bei den restlichen 6 Milliarden Menschen das Gehirn sitzt und die Thesen über die Herkunft der Attentäter wurden immer abstruser. Natürlich waren es keine VfBer sondern Dynamos aus Dresden. Oder Berlin. Garantiert. Wahrscheinlich. Irgendwie. Glaub ich. Oder so.
Apropos Subventionen: Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee hat Bürgernähe bewiesen. Als die VfBlinge auf dem Augustusplatz um Spenden baten, ließ es sich der Stadtvater nicht nehmen, einmal vorbeizuschauen. Stehengeblieben ist er dann auch (nein, nicht in seiner Entwicklung!) und hielt ein schwer konspiratives Gespräch mit dem Präsidenten der Vereinigten Föderation der Banausen, dem allseits beliebten und bekannten Reinweich Arbeiter- und Bauernschmidt. Nun sind wir Dank einer kleinen Investition von 3,45 Euro in der Lage, alles mitzuhören, denn genau soviel hat unser MfS-Abhörgerät "Lausch-o-Mat 1456" gekostet:
Hier blenden wir uns mal aus, weil wir das Liebespaar nicht stören wollen und wenden uns dem sportlichen zu. Nachdem die Chemikerschar drei Kreuze gemacht hatte, weil es der finanziell am Boden liegende VfB doch noch wenigstens bis zum 30.3. schaffte, traf man sich voller Erwartungen auf dem Dammsitz, der die Welt bedeutete. Lange Warteschlangen vor den Kassen wurden lächelnd in Kauf genommen, Männer schliffen ihre Frauen mit, Hexe ihren Wolle und Kinder sammelten sich en masse auf dem Norddamm um sich von ihren Eltern zeigen zu lassen, was passiert, wenn man in der Schule nicht aufpasst : Bei bestem ALFRED-Wetter bestaunten dann 8111 Zuschauer (darunter ca. 2500-3000 Gäste), wie das 79. Ortsderby angepfiffen wurde. Als Ouvertüre legten die Diablos eine fulminante Demonstration ihrer Fähigkeiten quer über den oberen Norddamm, ein Bild, auf dem die Zukunft des VfB und des neuen Zentralstadions mehr als treffend beschrieben wurde. Das liessen sich die VfBer gerne gefallen und man nahm den Ball dankbar auf um eine Schwarzpulver-Performance abzuliefern, auf die sie wahrscheinlich noch stolz waren. Kurzer Zeitsprung: Vor noch nicht allzu langer Zeit, als man noch eine Oddset-Quote von 0,5 auf "Spielabbruch" erhielt, wurde im Dresdner Harbig-Stadion das Silvesterfest vorverlegt und es flogen mehrere Feuerwerksraketen gezielt (!) in den gegnerischen Fanblock. Damals vertrat man die feste Überzeugung, dass die Dynamos angefangen hätten. Heute nun flogen die ersten Raketen aus dem VfB-Block. Was soll ich jetzt davon halten?
Aber wie das bei freilebenden Tieren nun mal ebenso zu beobachten ist, erschrak sich die halbe Meute vor dem Feuer so sehr, dass die Jubelaktion in eine handfeste Keilerei untereinander eskalierte. War aber auch nicht weiter schlimm, da sie sowieso nichts vom Spiel verpaßten, denn das wurde für 10 Minuten unterbrochen, da ein Dutzend Bengalos auf dem Rasen lagen und den Weg alles Irdischen gingen. Ein mutiger Mensch wagte sich dann noch in diesen Raubtierkäfig und holte zwei Kids raus, die sonst von den eigenen Gamma-Männchen am Zaun zerdrückt worden oder selber aufs Spielfeld geflogen wären. Vielleicht kicken sie ja demnächst in einer grünweissen E1.... Das Match konnte dann aber weitergehen, doch was die Chemiker jetzt erleben mussten, liess Raum für Fragen offen, den selbst die Spekulationen über das Kennedy-Attentat nicht hätten füllen können. Eine vollkommen paralysierte Mannschaft sah sehr interessiert zu, wie Rock Embingou sich in der eigenen Hälfte den Ball holte, das Mittelfeld der Leutzscher zu Slalomstangenimitatoren degradierte und mit der unheiligsten Fussballermethodik, der Kiecke, aus 25 Metern draufschoss. Einfach mal so. Ecki Eckstein, seines Zeichens Torhüter der Sachsen hat alles gesehen. Mehr auch nicht. Und so kam es, dass der gechaßte, ausgepfiffene, als schwarze Sau titulierte und permanent zur Schnecke gemachte Rock sein Tor in der wichtigsten Partie des Jahres machte. LOK stand Kopf. Und Leutzsch vorm Herzkasper, denn Jürgen Raabs Mannschaft zeigte von da an Fußball vom anderen Stern - vom Stern der Mutlosen und Fussamputierten. Zwar rannte man wie blöde gegen das VfB-Tor an, doch versagte man in schöner Regelmäßigkeit im Abschluss. Dem VfB war der Sieg nicht mehr zu nehmen. Folgende Dinge sollte man sich jetzt überlegen:1.) Die Mannschaft ist neu und muss wahrscheinlich erst einmal begreifen, welchen Stellenwert ein Leipziger Stadtderby hat. Überlegung abgeschlossen? |
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