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Kapitel XIX des Paparazzis-Liga-Tagebuches

VfB Leipzig in Leutzsch oder "Zoologie und andere Ausreden"


Er ist schon ein armes Schwein, der Olm. In ewiger Dunkelheit schwimmt er durch seine kalten und unwirtlichen Behausungen und bleibt auf Grund der vollkommenen Sonnenferne blaß wie ein Engländer im Winter. Keiner käme auf die Idee, ihn zu füttern, zu liebkosen oder gar als Maskottchen für sein Team zu benutzen. Stattdessen sorgt man dafür, dass sein Lebensraum als Bezeichnung für schlechte fußballerische Leistungen herangezogen wird. Somit ist die Grotte in aller Munde und in der Preisliste aller Olm-Grundstücksmakler ganz unten. Was bleibt ist das Klammern an darwinistische Thesen. Unter anderem an die, dass der Stärkste überlebt. Nun ist das mit der Körperkraft so eine Sache beim Grottenolm, denn als kleiner Nacktlurch hat man es schwer, wenn: Ja wenn da nicht die Cleverness wäre. Freund Olm hat es nämlich vorgezogen, seine Augen verkümmern zu lassen - somit muss er sich das Elend dieser Welt nicht mehr antun und braucht auch keinerlei nervtötende Warterei beim Optiker in Anspruch nehmen. Not macht eben erfinderisch. Und Not leiden nicht nur die Olme.


Ebenso sympathisch wie gutaussehend sind unsere Freunde aus einem nicht näher benannten Stadtteil Leipzigs. Und auch deren Lebensumstände weisen einige Parallelen auf, denn wer das Plache-Stadion kennt, weiss wie gut es der Grottenolm hat. Nun dachten sich einige VfB - nennen wir sie mal Fans...nein, lieber doch nicht - also dachten sich einige Subjekte des fliegenden Lobotomiekommandos Probstheida, dass es ganz nett wäre, dem bevorstehenden Ortsderby einen eigenen "Anstrich" zu geben. Flugs zog man los, bewaffnet mit Farbbehältnissen, Unkrautvernichtungsmittel und Klapsmühleninsassenchipkarte und verschandelte den Leutzscher Sportpark. Es wurden die Anzeigetafel, Geschäftsstelle, mehrere Autos und diverse Werbebanden mit - wen wunderts - blauer und gelber Farbe beschmiert und auch die Meisterelf bekam ein paar neue Kleider. Als Abschluss betrat man dann den Rasen und klierte ein großes "L" und "K" links und rechts neben den Mittelkreis. Als die Clownbrigade abgezogen war, betrug der Sachschaden ca. 25.000 Euro - Die Reputation des VfB trug aber schwerere Schäden davon. (Hier klicken, um sich die Bilder anzusehen)

Als man sich nun dessen Gewahr wurde, rotierten die letzten Kekskrümel in den Körperteilen, wo bei den restlichen 6 Milliarden Menschen das Gehirn sitzt und die Thesen über die Herkunft der Attentäter wurden immer abstruser. Natürlich waren es keine VfBer sondern Dynamos aus Dresden. Oder Berlin. Garantiert. Wahrscheinlich. Irgendwie. Glaub ich. Oder so.
"Und wenn es doch eigene Leute gewesen sein sollen, dann verhängen wir ein Stadionverbot auf Lebenszeit!" hörte man den Irgendwasbeauftragten des VfB jammern. Nun haben wir hierzu noch eine Frage: WO BITTE IST DENN DA DER STRAFGEDANKE??? Wird die Schmieraktion jetzt also von den Oberen noch subventioniert? Das Gegenteil sollte gemacht werden: Inhaft...Dammsitzkarte auf Lebenszeit! Das machen die nicht nochmal!

Damit das Repertoire der Verantwortlichen sich in naher Zukunft nicht erschöpft, bieten wir als Fachblatt für Philosophie ein paar Lösungsvorschläge zur Frage "Wer ist schuld?":

  1. Das Fernsehen
  2. Umweltverschmutzung
  3. Schwere Kindheit
  4. Das Jahr 2000-Problem
  5. Der DFB
  6. Die hohe Arbeitslosigkeit
  7. Auswärtige Randalierer
  8. Microsoft
  9. UFOs
  10. Die CHEMIKER!!!

Apropos Subventionen: Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee hat Bürgernähe bewiesen. Als die VfBlinge auf dem Augustusplatz um Spenden baten, ließ es sich der Stadtvater nicht nehmen, einmal vorbeizuschauen. Stehengeblieben ist er dann auch (nein, nicht in seiner Entwicklung!) und hielt ein schwer konspiratives Gespräch mit dem Präsidenten der Vereinigten Föderation der Banausen, dem allseits beliebten und bekannten Reinweich Arbeiter- und Bauernschmidt. Nun sind wir Dank einer kleinen Investition von 3,45 Euro in der Lage, alles mitzuhören, denn genau soviel hat unser MfS-Abhörgerät "Lausch-o-Mat 1456" gekostet:

Tiefensee: "Na Reini, alte Rübe, ist unser Scheck denn schon angekommen?"

Bauernfänger: "Scheck? Welcher Scheck?"

Flachwasser: "Na unsere Spende von 110000 Euro. Von Cha-Cha-Tschense und mir! Sag bloß, den hat dir der Peter wieder abgenommen?"

Reinweich (sichtlich in Erklärungsnotstand): "Er hat damit gedroht Kölmel alles zu erzählen! Die Parties im Heizungskeller, unsere Duschorgien und die Verpflichtung Darko Pancevs als Platzwart für 30 Mille im Monat! Und alles nur der Tradition wegen!"

Oberwürgermeister: "Also langsam reichts mir mit dir! Am Anfang der Saison habe ich dir gesagt, dass ich Ergebnisse sehen will und du hast mir versprochen, dass der FC Sachsen pleite geht und nur noch der VfB als Nutznießer des regionalen 5 Millionen-Sponsorenpools übrigbleibt! Und nun das!"

Lauernschmidt: "Bitte lieber Wolli, ich tu doch alles was du willst! Sind wir wieder Freunde wenn ich dir verspreche dein Haar zu bürsten?"

Seichtteich: "Ach Reini, du weisst, wie man einer Frau Komplimente macht..."

Hier blenden wir uns mal aus, weil wir das Liebespaar nicht stören wollen und wenden uns dem sportlichen zu. Nachdem die Chemikerschar drei Kreuze gemacht hatte, weil es der finanziell am Boden liegende VfB doch noch wenigstens bis zum 30.3. schaffte, traf man sich voller Erwartungen auf dem Dammsitz, der die Welt bedeutete. Lange Warteschlangen vor den Kassen wurden lächelnd in Kauf genommen, Männer schliffen ihre Frauen mit, Hexe ihren Wolle und Kinder sammelten sich en masse auf dem Norddamm um sich von ihren Eltern zeigen zu lassen, was passiert, wenn man in der Schule nicht aufpasst :
"Siehst du die BlauGelben da drüben? Das passiert jedem Schulschwänzer!"
"OK Vati, ich mach meinen Magister in Theologie! Wenn es noch Überzeugung gebraucht hätte, so ist dies jetzt geschehen..."

Bei bestem ALFRED-Wetter bestaunten dann 8111 Zuschauer (darunter ca. 2500-3000 Gäste), wie das 79. Ortsderby angepfiffen wurde. Als Ouvertüre legten die Diablos eine fulminante Demonstration ihrer Fähigkeiten quer über den oberen Norddamm, ein Bild, auf dem die Zukunft des VfB und des neuen Zentralstadions mehr als treffend beschrieben wurde. Das liessen sich die VfBer gerne gefallen und man nahm den Ball dankbar auf um eine Schwarzpulver-Performance abzuliefern, auf die sie wahrscheinlich noch stolz waren. Kurzer Zeitsprung: Vor noch nicht allzu langer Zeit, als man noch eine Oddset-Quote von 0,5 auf "Spielabbruch" erhielt, wurde im Dresdner Harbig-Stadion das Silvesterfest vorverlegt und es flogen mehrere Feuerwerksraketen gezielt (!) in den gegnerischen Fanblock. Damals vertrat man die feste Überzeugung, dass die Dynamos angefangen hätten. Heute nun flogen die ersten Raketen aus dem VfB-Block. Was soll ich jetzt davon halten?


Klickt auf das Bild, um es in voller Größe zu betrachten (91kb).
Vielen Dank dem Fotografen Samtoh Kranef!
Vielen Dank den Diablos für das Motiv!

Aber wie das bei freilebenden Tieren nun mal ebenso zu beobachten ist, erschrak sich die halbe Meute vor dem Feuer so sehr, dass die Jubelaktion in eine handfeste Keilerei untereinander eskalierte. War aber auch nicht weiter schlimm, da sie sowieso nichts vom Spiel verpaßten, denn das wurde für 10 Minuten unterbrochen, da ein Dutzend Bengalos auf dem Rasen lagen und den Weg alles Irdischen gingen. Ein mutiger Mensch wagte sich dann noch in diesen Raubtierkäfig und holte zwei Kids raus, die sonst von den eigenen Gamma-Männchen am Zaun zerdrückt worden oder selber aufs Spielfeld geflogen wären. Vielleicht kicken sie ja demnächst in einer grünweissen E1....

Das Match konnte dann aber weitergehen, doch was die Chemiker jetzt erleben mussten, liess Raum für Fragen offen, den selbst die Spekulationen über das Kennedy-Attentat nicht hätten füllen können. Eine vollkommen paralysierte Mannschaft sah sehr interessiert zu, wie Rock Embingou sich in der eigenen Hälfte den Ball holte, das Mittelfeld der Leutzscher zu Slalomstangenimitatoren degradierte und mit der unheiligsten Fussballermethodik, der Kiecke, aus 25 Metern draufschoss. Einfach mal so. Ecki Eckstein, seines Zeichens Torhüter der Sachsen hat alles gesehen. Mehr auch nicht. Und so kam es, dass der gechaßte, ausgepfiffene, als schwarze Sau titulierte und permanent zur Schnecke gemachte Rock sein Tor in der wichtigsten Partie des Jahres machte. LOK stand Kopf. Und Leutzsch vorm Herzkasper, denn Jürgen Raabs Mannschaft zeigte von da an Fußball vom anderen Stern - vom Stern der Mutlosen und Fussamputierten. Zwar rannte man wie blöde gegen das VfB-Tor an, doch versagte man in schöner Regelmäßigkeit im Abschluss. Dem VfB war der Sieg nicht mehr zu nehmen.

Folgende Dinge sollte man sich jetzt überlegen:

1.) Die Mannschaft ist neu und muss wahrscheinlich erst einmal begreifen, welchen Stellenwert ein Leipziger Stadtderby hat.
2.) Der VfB-Schmusekurs (Komm Reini, lass uns essen gehen!) ist sportlich fair.
3.) Der VfB Leipzig ist uns in dieser Saison sportlich überlegen.
4.) Das BlauGelbe Idiotenpublikum hat solch eine, mit Herz kämpfende und engagiert spielende, Mannschaft gar nicht verdient.

Überlegung abgeschlossen?
OK, hier meine Erkenntnis: Selbstlügen sind scheußlich und funktionieren nicht. Mein Gott bin ich von Chemie enttäuscht...


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