"Die ersten 45 Minuten waren sehr gut, eine Klassegeschichte. In der 2. Halbzeit war das gar nix mehr", sagte Sachsen-Coach Wolfgang Frank. "Ich hab' nur noch gehofft, dass das Spiel bald vorbei ist." Für Franks Trainerkollegen Martin Polten kam das Ende einige Minütchen zu früh. "Wir waren am Drücker, hätten mit ein bisschen Glück das 2:2 machen können. Nach dem Wechsel waren wir läuferisch und spielerisch überlegen - das hat mich gefreut und überrascht."
Auf diese verqueren Kräfteverhältnisse hatte zunächst nichts hingedeutet. Die Favoriten aus Leipzig diktierten, die vermeintlich Minderbemittelten schrieben brav mit. Sachsen-Abwehrchef Mathias Jack brachte seinTeam nach einem Eilenburger Abwehrschnitzer mit dem frühen 1:0 (2. Minute) auf Betriebstemperatur. Kapitän Ronny Kujat köpfelte in der 33. Minute eine geniale Sebastian-Seifert-Flanke zum 2:0 ein. Das 3:0 lag mehrfach in der arktischen Luft, dem Eilenburger Klub-Boss Wolfgang Patitz schwante Schlimmes. "Ich dachte, jetzt gehen wir unter, kriegen vier, fünf Stück" Das war nicht so.
Mit Wiederbeginn übernahmen Patitz' Untergebene den Taktstock - und rückten ihn vor 1380 gut unterhaltenen Zuschauern nicht mehr heraus. Der schnelle und schöne Anschlusstreffer durch Christian Schmidts Volleyschuss ließ die faire Partie kippen (52.), der bis dahin überflüssige Sachsen-Keeper Jan Burmeister musste die frostmorschen Glieder ölen. Burmeister (löste Stammkeeper Daniel Lippmann ab) erledigte seinen Job bei einigen halbgaren Eilenburger Chancen zuverlässig, hatte im Duett mit Jack die Lufthoheit -und leitete diverse Konter ein. Einer jener Gegenstöße führte in der 87. Minute über den starken Kujat. Der, sichtlich beflügelt von seinem 6. Saisontreffer, legte dem eingewechselten Kollegen Andreas Schwesinger passgenau auf. Das 3:1? No, Schwesinger schaufelte das Leder über die Latte, würde momentan wohl aus Kurzdistanz das Völkerschlachtdenkmal verfehlen. "Es gibt diese Phasen", sprach der Ex-Bundesliga-Stürmer Frank aus eigener Erfahrung. "Man muss sich das Glück und die Sicherheit erarbeiten." Dran dürfte es bei "Schwese" nicht scheitern, der Sprinter lief sich auch im Ileburg-Stadion einen Wolf.
Fazit:Der FC Sachsen blieb mit Glück und nachlassendem Geschick im dreizehnten Spiel ungeschlagen, Kujat ("Fast wie in alten Zeiten") hat das Kicken doch nicht verlernt, der FC Eilenburg seine Oberliga-Daseinsberechtigung untermauert.
© Leipziger Volkszeitung vom 07.03.2005